Morgens ist es relativ schwer, aus meiner Heimatstadt herauszukommen. Es gibt Dutzende Fahrradfahrer auf dem Weg zu Schule, Uni, Job oder einfach der Umwelt zuliebe und man könnte meinen, man wäre in Amsterdam.
Tatsächlich ist meine Heimatstadt deutschlandweit führend, mit ca. 43 Prozent Fahrradnutzung.
Nicht ungefährlich! Es gab schon Situationen, da wurde ich als Fußgänger auf dem Bürgersteig fast von einem erwischt:-)
Ich verlasse mal wieder, wie so oft in den vergangenen Wochen den 54. Breitengrad, mit Kurs auf dem 50. Während ich auf den Verkehr achte, läuft gerade eine süße Kindergartengruppe samt Erzieherinnen an mir vorbei. Brav nach Vorschrift in 2-er Reihen und Händchen haltend aufgestellt, allesamt mit grellen Warnwesten an. Der eine oder andere noch mit einem Rucksack bepackt für den kleinen Hunger oder Durst unterwegs.
Aber nur dieses eine Mädchen sticht aus der Menge hervor. Denn nur dieses eine Mädchen hat eine knallige PINK-farbene Warnweste an.
Ich liebe so etwas ja, einfach mal gegen den Wind, aus der Menge stechen, sich hervorheben, anders sein. Ich sehe mich, mein „Alter Ego“, mein Showgirl-Image: auffallen, auch mal laut sein, so wie mich meine liebe Freundin Katja beschreibt (übrigens NEU, in meinem About me-Text zu lesen).
Was ich mich aber echt frage: wollte dieses Mädchen partout diese Farbe haben und hat die Mutter oder den Vater dazu überredet? Hat sie sich gar ganz wie in der Werbung im Geschäft auf den Boden geschmissen? Und/ oder nur laut aufgestampft und wild geschrien, gestikuliert oder ganz Prinzessinnen-like ein paar Tränen vergossen?
War es die Ambition der Mutter, die dem Mädchen diese andersfarbige Weste aufgeschwatzt oder gar aufgezwungen hat, weil es ihr Wunsch, ihr Aufschrei nach Aufmerksamkeit, nach Anderssein ist?
Oder hat das kleine Mädchen in diesem zarten Alter einfach diesen unbändigen Wunsch, diesen Willen, diese Überzeugung und das Selbstbewusstsein, sich zu nehmen und auszusprechen, was sie sich wünscht?
Ich frage mich dies nicht erst jetzt oder in den vergangenen Wochen und Jahren, inwieweit man von seinen Müttern geprägt wird, von seinen Eltern insgesamt. Inwieweit das eine oder andere schon mitgegeben ist oder man sich vielleicht auch gar nicht mehr recht erinnert, woher es genau kam und wann es begonnen hat.
Es ist auf jeden Fall sehr faszinierend zu sehen, wie alte mit neuen Verhaltensmustern verknüpft sind oder interagieren.
Spannend, wir alle tragen ein Erbe in uns.
Tragen Vergangenheit in uns, die mal mehr oder weniger schön sein kann. Die uns aber geprägt und unweigerlich zu dem Menschen gemacht hat, der wir sind.
Wir sollten alle Seiten an uns lieben!
Manchmal kommen die Dämonen der Vergangenheit erst viel später raus, wenn wir schon erwachsen sind. Manchmal bemerken wir die guten und/oder auch schlechten Eigenarten erst dann, wenn wir selbst Eltern werden. Manchmal bewirkt das Verhalten oder der Wunsch der Eltern, dass man aber genau das Gegenteil macht.
Und dann schlägt man gegebenenfalls Wege für sich ein, die nicht so gut sind. Da spreche ich aus Erfahrung. Und dabei wäre die Farbwahl eine gänzlich unkomplizierte, rebellische Variante …
Ich feiere heute dieses Mädchen mit der pinkfarbenen Weste. Es zaubert ein Lächeln in mein Gesicht, es weckt die Rebellin in mir!
In diesem Sinne: THINK PINK!
Herzlichst, Betzie
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