25. August 2024

DREHBUCH DES LEBENS

AUSZUG AUS »MUTBUCH – 1 JAHR VOLLER ABSCHIEDE«

Das Skript des Drehbuches meines Lebens war sicherlich schon weit vor meiner Geburt auf einer Blaupause des Universums vorformuliert worden, zumindest in den Grundzügen und für mich ganz persönlich erstellt. Wie die erste Skizze, ein flüchtiger Entwurf, eine Idee, ein Gedankenblitz für etwas, das neu entstehen darf.

Ein massives und wertvolles Konstrukt des Lebens.

Bildlich gesehen vielleicht vage vergleichbar mit der Entstehung eines Zeichenentwurfes für einen wunderschönen Garten oder eines Hauses, eines späteren hyggeligen Zuhauses.

Kopfkino, Gedankenfetzen, memorieren von Lieblingshäusern, Traumhäusern oder landschaftlichen Oasen oder dem kleinen Schrebergarten, in dem man in seiner Kindheit schon gesessen hat. Wohlfühlplätze, die man aus Urlauben oder sogar Nachbars-Garten kennt.

Ein Mix aus Vorstellungen, Erinnerungen, Wünschen. Ein Konzipieren erster Skizzen und Grundrisse. Entwerfen erster grober Vorstellungen von späterer Größe und Umfang, Ausklügeln erster Ideen und Wünsche bis hin zur Zeichnung der vollendeten Endversion.

Doch das Maßgebende für alles und natürlich spreche ich hier natürlich von unserem Leben: das Fundament!

Besagte Grundfeste, eine solide Basis, eine wertvolle Grundlage für alles Weitere. Das Allerwichtigste, wenn wir ehrlich sind. Nicht zu vergessen, die strategisch gut bedachten Säulen, Baupfeiler und Eckpfosten für eine langjährige Stabilität, die auch Stürmen und Unwettern Stand halten sollen.

Beide neue Vorhaben würden über Zeit und Raum hinweg immer weitere Formen annehmen und Veränderungen ausgesetzt sein, gewollten und ungewollten. Werden sich vielleicht weiter individuell ausbauen und entfalten, größer werden oder sich reduzieren.

Schritt für Schritt, Pflanze für Pflanze, Stein auf Stein.

Es wird einiges vorgegeben sein, das Grundgerüst, aber für ganz viele Komponenten und Features lässt die Fantasie und die Vorstellung ausreichend Raum und der Gestaltung ist über die Zeit hinweg keine Grenzen gesetzt.

Und beide Varianten werden hoffentlich über die Jahre mit viel Liebe, Einsatz, Emotionen und Leidenschaft gefüllt. Mit Individualität, eigenen Geschichten, besonderen Erlebnissen, eigenen Traditionen, eigenem Lebenspuls, mit viel, viel Liebe und dem Blick auf ein wundervolles Endergebnis.

Es werden aber auch unerwartete Dinge passieren und entstehen. Neue Stürme können auftreten. Es können auch ungeplante gute sowie schlechte Träume dabei wahr werden.

Wir Menschen, und zwar jeder einzelne von uns, sind die eigentlichen Architekten, wir sind die wahren Schöpfer. Denn wir entscheiden, was wir mit unserem Lebens-Konstrukt machen.

Wir entscheiden, wen wir in unseren Garten, in unser Haus lassen und wie wir mit neuen Herausforderungen umgehen.

Lassen wir den Garten, das Haus neu aufleben, erblühen? Unkraut wird immer wieder kommen. Immer wieder wird es entfernt, Wildblumen dürfen auch ungeplant, aufgrund ihrer Schönheit verweilen.

Stecken wir Eigeninitiative in Renovierung und Reparatur oder lassen wir alles so, wie es ist?

Wirken wir bestimmten Mängeln entgegen oder lassen wir ein Haus oder Garten, unser symbolisches Lebens-Konstrukt, sogar verwildern oder regelrecht verkommen?

Füllen wir unser Lebens-Konstrukt mit eigenem Herzblut oder lassen wir uns fremd hereinreden. Trägt das Ergebnis noch unsere Handschrift? Alles möglich.

Doch die wichtige Frage: Wachsen wir gemeinsam an den Herausforderungen der Zeit, sind wir bereit zu investieren, in uns selbst, immer und immer wieder?

Vor solch einer Herausforderung stand ich damals nach der Verkündung meiner Diagnose, ein unumgänglicher Wendepunkt.

Ich war besagtes Haus, besagter Garten, der gerade durch einen Hurrikan oder Tsunami durcheinandergewirbelt und überspült wurde, alles stand Kopf. Vieles wurde auch irreparabel zerstört.

Doch das stabile Grundgerüst, mein stabiles Grundgerüst und meine bewährten Grundfesten waren immer noch vorhanden. Zum Glück!

Und wie ich damals bereits fand: definitiv (wieder)aufbaufähig, denn sie bildeten eine wunderbar solide Ausgangsbasis.

Und so lag es damals und definitiv auch heute noch, wenn mich neue Stürme heimsuchen, ganz in meiner Macht und Entscheidung. In meiner Entscheidung alles genauso wie vorher aufzubauen, um den alten Zustand wieder genauso herzustellen oder mutig zu werden, mutig zu sein und mutig zu bleiben, um Neuerungen in Erwägung zu ziehen. Um etwas völlig Neues, Unbekanntes auszuprobieren, um mir bis dahin unerfüllte Träume und Wünsche zu verwirklichen.

Um das Leben zu führen, in dem ich mich wohlfühle, um zu korrigieren, wenn ich, mal wieder, vom gewünschten Weg abkomme.

Ein Vulkan vernichtet bei seinem Ausbruch, bringt Asche und Schutt mit sich, im ersten Moment. Und dann entsteht durch genau diese Asche und den Schutt Neues, etwas, was sonst vorher so nicht dagewesen wäre, gar nicht hätte entstehen können. Denn die Vulkanasche ist fruchtbar.

Ich fragte mich damals, mit der Diagnose, schwarz auf weiß in meiner Hand: Ist nicht genau jetzt der Zeitpunkt für mich ganz persönlich gekommen, etwas Neues zu erschaffen? War nicht jetzt der optimale Zeitpunkt, mir meine eigene Blaupause herauszusuchen, vorzunehmen und wieder passend auf mich zuzuschneiden, zu optimieren und auf dem neuen Lebensabschnitt zu aktualisieren? Meine eigene Blaupause zu erweitern?

Ich stellte mir das damals so vor: Universal Studios in Hollywood.

Ein neues Skript geht den Film‑Scouts zu.

Hammer Geschichte, nichts gänzlich Neues, aber berührend, sehr emotional, tragisch, traurig und aufwühlend. Themen, die aus dem wahren Leben sind und jeden von uns treffen könnten und damit heftig real sind und tief unter die Haut gehen. Eine Aneinanderreihung von Dialogen, Situationen, Spezial‑Effekten und großartigen Drehorten.

Gänsehaut-Faktor mit dem definitiven Potenzial zum Happy End, aufgrund der bezaubernden Hauptfigur, die mit Jedischwert und positiven Gedanken ihrem herausfordernden Schicksal entgegen schreitet.

Oha, vielleicht hat dieses Skript auch Potenzial, um ein Hollywood-Blockbuster werden zu können, wer weiß das schon?

In jedem Fall funktioniert das nur, wenn die Hauptdarstellerin den nötigen Einsatz mitbringt, wenn die Hauptdarstellerin die Rolle mit Herz und Leidenschaft füllt und vor allem überzeugend und authentisch spielt. Helden‑Geschichten sind oft gefragt.

Meine Person war damals nun selbst Hauptrolle in einem Drehbuch, dem Drehbuch meines Lebens. Ich hätte meine Rolle damals mittelmäßig spielen können, gar miserabel oder ich hätte mich so richtig ins Zeug legen und meine Rolle mehr als nur gut spielen.

Hatte die Wahl damals, in meiner persönlichen Hauptrolle alles möglich zu machen, um faszinierend zu überzeugen und zu brillieren. Und das tat ich auch.

Und der Film, mein ganz persönliches „Drehbuch meines Lebens“ wurde ein voller Erfolg. Mit Happy End. Oscar garantiert. Und in meinem Fall bedeutete dies, dass ich wieder gesund wurde!

Eine Heldin wollte ich dabei aber nicht sein. Denn diese Herausforderungen, diese ganzen Kapitel, die uns das Leben schreibt, gehören zum Leben dazu. Die schönen und weniger schönen, die traurigen und weniger traurigen, die hoffnungsvollen und weniger hoffnungsvollen.

Ich liebe das Leben und dazu gehört, aktiv dazu beitragen, es zu erhalten und bestmöglich auszufüllen. Dazu gehört auch, einen Schlussstrich zu ziehen und ganz bewusst aus der Vergangenheit mit seinen alten Dämonen herauszugehen und im Hier und Jetzt zu leben.

Manchmal würde ich den Autor gerne feuern, wenn einzelne, aktuelle Fortsetzungen des „Drehbuches meines Lebens“ nicht nach meinem Gusto sind und manche Episoden weiterhin schwer verdaulich und so gar nicht Hollywood Like sind. Aber hey, und da fällt mir wieder ein, ich bin selbst für verantwortlich.

Ich habe die Selbstverantwortung: Für mein Skript und dessen Erfolg, auch wenn es mir manchmal immer noch unendlich schwerfällt und ich es vergesse. Und dann gibt es da noch besonders wertvolle Freunde, die einem immer mal wieder so einen richtig Ruck geben, einen Tritt aus der Komfortzone, die in Wirklichkeit keine war.

Freunde, denen man zu wichtig ist – um durch ihren wertvollen Rat – „verschont zu bleiben“, wenn man sich gerade mal wieder in einer Sackgasse befindet, wiederholt zu sehr in der Vergangenheit lebt oder abermals offensichtlich in eine falsche Straße abbiegen möchte.

Danke, meine Lieben, dass ihr auf mich aufpasst!

Ich wünsche jedem zumindest einen dieser wichtigen Menschen auf dieser Welt an seiner Seite.

Herzlichst, Betzie


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