Hallo Ihr Lieben,
in meinem kleinen Universum steht gerade etwas Neues an: Ein junger Mensch, der eine Ausbildung startet.
Vielleicht etwas ungeplant, weil eigentlich ein anderer Zwischenschritt geplant war.
Mir fällt auf, wie häufig dieses Wörtchen »eigentlich« speziell in meinem Sprachgebrauch und auch dem meiner Freunde vorkommt und ich habe es deshalb mal gegoogelt.
Das Wort eigentlich verstärkt oder relativiert in bestimmten Sätzen eine negative Äußerung. Mhmm, stimmt. Hat so einen kleinen Dünkel, eine kleine Verschleierung, die Positives wie auch Negatives schmälern könnte.
Beispiel: »Eigentlich war das Konzert gar nicht so schlecht«. Aber wie war es denn nun wirklich:-)
Klar, gibt ja auch nicht ausschließlich schwarz und weiß, sondern 50 Shades of Grey, wie viele Frauen wissen 🙂
In dem Zusammenhang mit der Planänderung kann man das Wörtchen eigentlich vielleicht in unserem Fall gleichsetzen mit den Worten: OOPS … Mist … Scheibenkleister …
Gefolgt von Verwirrung, Unverständnis und danach einsetzender Enttäuschung gepaart mit etwas Wut.
Wut (gewaltfreie!) ist aber toll, finde ich, denn sie setzt auch neue Energien frei und macht, dass wir in Aktion kommen. Sei es auf dem Boden der Tatsachen, neuen Überlegungen, der Suche nach Alternativen oder ganz neuen Wegen.
Ein großartiges Ziel bestand seit Jahren, nur gab es eben eine Planänderung, aber das »Große Ganze« ist immer noch da.
Ich glaube an das Schicksal, daran, dass uns unsere Umwege nur liebevoll zu unseren eigentlichen, für uns wohlwollend bestimmten, Zielen führen soll. Und da ist es wieder, das eigentlich, und es soll hier durchaus positiv klingen.
Ich habe dazu ein kleines Déjà-vu, dass ich gerne mit Euch teilen möchte, inklusive der Frage: könnt Ihr Euch noch an einen neuen, sehr bewegenden, äußerst aufregenden oder auch ehrfürchtigen Lebensabschnitt erinnern und was der in der Zeit, kurz bevor er losging, mit Euch gemacht hat?
Bei mir, so typisch Mädchen – und Ihr hört mein beim Schreiben dieser Zeilen auftauchendes, super-kindisches Kichern gerade leider nicht live, aber seid versichert, es ist da 🙂 – kommen am Beispiel eines neuen oder auch erstens Jobs sofort diese Fragen auf: Dresscode, Fahrtstrecke, Utensilien, Vorbereitung, Arbeitsplatz, Kollegen usw.
Konkreter: was ziehe ich an, was wird da angezogen, ich möchte nicht „overdressed“, aber auch nicht „underdressed“ erscheinen, eigentlich (:-)) möchte ich allerdings schon direkt am Anfang positiv auffallen.
You never have that second chance, to make that first impression.
Ein Satz, den wir in meiner amerikanischen Firma immer und immer wieder gesagt haben, gelebt und inhaliert, müsste man eigentlich korrekter formulieren.
Wie steht es eigentlich um die Fahrstrecke?
Um ja nicht am ersten Tag zu spät zu kommen, wurde auch schon diverse Mal die Strecke zuvor abgefahren, natürlich nicht bei einem Arbeitsort im Umkreis von 15 km. Doch damals, bei mir, waren es locker 50 km Richtung Frankfurt, Flughafen. Also quer über die A3, durch das Nadelöhr des Rhein-Main-Gebiets.
Und wer die Strecke außerhalb der Tore von Frankfurt immer noch tagtäglich fährt, weiß genau, dass es jetzt noch schlimmer ist mit dem Verkehr, Staus und Unfällen, als noch vor 30 Jahren.
Und what about »the good german Butterbrot«?!
Nahrung, um den Tag durchzustehen? Bei mir immer noch ein großes Thema, denn ich neige dazu zickig zu werden, wie die Diva in der Werbung mit dem Schokoriegel 🙂
Tadaaa, dann ist der Tag da, die Aufregung steigt minütlich. Dann steht man vor dem Gebäude. Hektischer Blick in den Rückspiegel oder kleinen Schminkspiegel, um zu schauen, ob die Frisur samt Make-up noch sitzt, schnell noch einmal Bluse oder Hemd glatt gestrichen und los geht’s!
Bis man dann endlich im Gebäude drinnen ist, sich anmeldet, empfangen wird, Formalitäten ausfüllt und bespricht und später überall herumgeführt wird und seinem Arbeitsplatz zugewiesen bekommt. Bis man dann – mal wieder – feststellt, dass die Aufregung, die kleinen Angstgedanken, eigentlich gar nicht hätten sein müssen.
Doch mehr oder weniger ist das ja auch exakt das, was es ausmacht. Dieser vorfreudige Nervenkitzel, gepaart mit leichter Ehrfurcht und schwitzigen Händen.
In freudiger Erwartung der neuen Menschen sein, die einem dort begegnen werden, die Freunde fürs Leben werden können. Man trifft auch den einen oder anderen ganz besonderen Mentor, der einem dazu hilft Flügel zu bekommen, gar direkt Flügel verleiht.
Man trifft auf Menschen, die unterstützen und es einem einfach machen, noch mehr Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu erlangen, welche trotz toller Erziehung und Familie bisher (noch) nicht mit dieser enormen Wucht des Reifes verliehen werden konnten.
Man trifft auf eine Arbeit, eine Anforderung, eine Herausforderung, die einem über sich hinaus wachsen lässt. Gar einen neuen Menschen formt, wenn man es zulassen möchte.
Ich habe meinen neuen Lebensabschnitt damals bei dem Global Player am Flughafen als besonders wertvoll erachtet. Habe die Kerosin Luft geliebt und eingeatmet.
Vielleicht bin ich deswegen manchmal auch jetzt so unverschämt oft gut gelaunt, gewissermaßen Dauer-high … lach.
Die US-Firma war, was Technologien und Standards und Visionen anbelangt, allen weit voraus. Und ich hatte das Gefühl, ganz vorn dabei zu sein. Der neue Lebensabschnitt war wie der Flux-Kompensator aus dem Film „Zurück in die Zukunft“. Ich wurde zunächst in meine eigene Zukunft katapultiert, mit Lichtgeschwindigkeit …
Es war mega und ich bin dankbar für diese ganzen Schritte und Wege und Momente, auch wenn sie manchmal ab- und umwegig waren.
Der Weg ist das Ziel – Konfuzius.
Und abermals, wer sagt nicht, dass Umwege nicht die besseren und eigentlichen Wege sind? Vielleicht spielt uns unser Denken einen Streich. Und lässt unseren Wunsch, unser Ziel, unseren Plan als den direkten, einzigen Weg erscheinen. Obwohl genau dieser der eigentliche(!) Umweg ist!
Sicherlich eine interessante These.
Doch abschließend habe ich noch eine andere Frage an Euch: Wisst ihr noch, was ihr mit Eurem ersten Gehalt gemacht habt?
Also ich ganz mich exakt daran erinnern und ich weiß gar nicht, ob ich es verraten soll. Aber doch, mache ich, denn wer mich besser kennt, kann es schon erahnen: Es ging in seiner Gesamtheit in einer komplett neuen Garderobe auf.
Nein, kein Möbelstück, sondern unzählige, stylishe Outfits, die meinem neuen Umfeld aber so etwas von gerecht wurden. Und natürlich wollte ich zusätzlich noch einen Hauch Highlight dazu setzen: wollte ja ebenso, dass andere Freude daran haben 🙂
Ich erinnere mich auch an diesen wundervollen, wertvollen und unbezahlbaren Tag.
Unbezahlbar nicht wegen des monetären Wertes. Unbezahlbar, weil er mir jetzt noch viele, viele Jahre später immer noch ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Ein Look, der eine neue Ära, einen neuen Lebensabschnitt unterstreicht.
Auch dieses geile Gefühl des ersten Gehaltes. Einfach ohne groß zu überlegen, ohne Vernunft und schlechtes Gewissen einfach Betrag X nehmen und sich vom ersten Lohn etwas kaufen oder machen, was das Herz begehrt.
Eine Investition in seine Lieblingsbeute.
Ich erinnere mich jetzt noch ganz genau an die einzelnen Stücke. Es waren wunderschöne Teile und ich habe sie noch lange, lange behalten, obwohl ich sie dann eines Tages nicht mehr getragen habe, einfach weil sie ein schönes Andenken, ein Meilenstein an diese Zeit und diesem Schritt in meinem Leben waren.
Bin gespannt, was das für Euch in Erinnerungen hochkommen lässt.
Hoffentlich hauptsächlich schöne und vielleicht auch ein Kribbeln in der Bauchmitte 🙂
Ich wünsche Euch einen tollen Wochenstart und allen, die gerade neue Wege einschlagen: ganz viel Glück und Erfolg und eine spannende Reise!
Herzlichst, Betzie
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