Der neue Blockeintrag diese Woche handelt von althergebrachten Traditionen und Ritualen, auch denen in uns.
Woher kommen Weihnachtskalender und Adventskranz eigentlich? Wer hat sie ins Leben gerufen und seit wann?
Ich bin selbst sehr gespannt und teile euch mal ein wenig meine Recherche mit:
Die genauen Ursprünge des ADVENTSKALENDER sind unklar. Im 19. Jahrhundert gab es Vorläufer wie stückweise abbrennende Kerzen, Abreißkalender oder Kreidestriche auf der Wand, die Kinder nach und nach vor Weihnachten als Countdown gewissermaßen wegwischen durften.
Anfang des 20. Jahrhunderts brachte eine evangelische Buchhandlung in Hamburg eine Uhr auf den Markt, bei der Kinder mithilfe eines verstellbaren Zeigers die Tage vor Heiligabend rückwärts zählen konnten. Parallel in dieser Zeit verkaufte ein Münchner Verleger namens Gerhard Lang einen ersten kommerziellen Kalender, der 24 Klebebilder enthielt.
Es dauerte nicht lange und dann setzte sich der Weihnachtskalender mit 24 Türchen durch, hinter denen sich Bilder, Schokolade oder kleine Geschenke verbargen. Diese Erfindung sollte vorrangig Kindern die Wartezeit bis Weihnachten versüßen, äh verkürzen.
Ein Adventskalender, so die Überlegung damals, um dem einen oder anderen zu helfen, nicht nur die vergangenen Tage im Auge zu behalten, sondern auch, sich auf die freudigen Weihnachtsfeiertage zu konzentrieren. Ursprünglich aus einer lutherischen Sitte Deutschlands aus dem 19. Jahrhundert herum stammend, gehören Adventskalender damals und gelegentlich auch heute noch in eher christlich geprägten Ländern zum vorweihnachtlichen Alltag.
Kalender haben sich heutzutage längst aus religiösem Brauchtum herausgelöst und sind überall auf vielen Kontinenten dieser Erde zu finden.
Wenn wir ehrlich sind, gibt es mittlerweile viele Menschen, denen die Vorweihnachtsthematik nicht guttut. Die sich gar den ganzen Trubel, den ganzen Dezember, den grauen November und selbst die Feiertage regelrecht wegwünschen: Menschen, die die Uhr vordrehen wollen und sehnlichst einfach nur den Start ins neue Jahr herbeisehnen.
Eine der ersten ADVENTSKRÄNZE wurde laut Wikipedia von Johann Wichern (1808–1881) im evangelischen Hamburg, im Rauen Haus erfunden; er wollte damit armen Straßenkindern des beginnenden Industriezeitalters die Zeit bis Weihnachten verkürzen. Wobei die Urform des Adventskranzes mindestens 22 und höchstens 28 Kerzen, zählte, je eine für jeden Tag des Advents.
Die Frage an euch gerichtet: Wer hatte schon immer einen Adventskalender?
Wer führt die Tradition bei seinen Kindern fort? Bastelt ihr selbst welche, füllt und erstellt ihr welche mit eigenem Ideenreichtum oder reicht auch der fertig verpackte Schokokalender aus dem Supermarkt?
Und kennt die neue Generation die Bedeutung so, wie wir sie kennen, nämlich den Countdown bis zum Weihnachtsfest? Das Verkürzen oder Versüßen des Wartens auf das Christkind oder den Weihnachtsmann?
Ausschlaggebend für diese Frage und den Eintrag heute, war vor zwei Jahren die irrsinnige Freude meines Dads, als ich einen Weihnachtskalender für ihn gemacht habe. Aus diesen einfachen Frühstückstütchen, gefüllt mit kleinen Dingen, die er liebt.
Dinge, die er in seinem Alltag gut gebrauchen kann, on top kleine Überraschungen. Wertschätzung daran, einen Menschen kennen zu dürfen und etwas einzupacken in dem Bewusstsein, dass es ihm Freude machen wird.
Einen Weihnachtskalender traditionell fortführen, für einen anderen Menschen, weil mein Sohn jetzt groß genug ist und in seinem Alter das Entsetzen über den Erhalt eines solchen eventuell größer ist, als die kindische Freude, die es ihm trotzdem bescheren würde 🙂
Fest stand, dass mein 82-jähriger Dad Tränen in den Augen hatte, als ich ihm seinen überreichte.
Seinen allerersten! Er hatte mir verraten, dass er noch nie als Kind einen Weihnachtskalender bekommen hatte und als Teenager, junger Erwachsener diese Tradition auch nicht mehr eingeführt wurde.
Meine Freundin Brigitte war auch ganz berührt und leicht neidisch, als sie von dem Kalender für meinen Dad gehört hatte. Sie ist Ü70 und hatte auch nie einen. Jetzt hängt auf die Schnelle zumindest ein Schokokalender in ihrem Haus, mit einem Bild von uns zweien als Erinnerung an ein wertvolles Weihnachtswochenende vor zwei Jahren.
Vielleicht sind wir manche Weihnachten sentimentaler als andere. Alles hat seine Zeit. Vielleicht gibt es manchmal auch einfach Pausen im Leben für diese und jene Rituale.
Nichtsdestotrotz hat mein Sohn dieses Jahr den Weihnachtskalender wieder in alter Tradition bekommen.
Zumindest hatte ich viel Spaß, ihn zu befüllen, mit kindischer Vorfreude. Und zwar den Kalender, den ich schon als Kind von meiner Mum hatte. Oh ja, der hat die ganzen Jahre überlebt und ist ein fester Bestandteil in der Weihnachtsdeko.
Eine scheinbar unspektakuläre Schnur, ein etwas dicker gedrehtes Seil mit zwei Zentimetern Umfang. (Na ja, ein bisschen muss er schon tragen können:-)
Daran kleine Holzringe, an denen kleine rote Filztäschchen in Form eines Strumpfes geformt sind. Nummeriert, na klar, von 1 bis 24.
Es passt wirklich nicht viel rein und das ist eigentlich auch schön.
Ich hatte zeitweise große Sachen dran gehängt, extra verknotet an den kleinen Holzringen, weil ja in die kleinen Täschchen maximal etwas Süßes, ein Duplo, ein Kinderriegel oder ein paar Smarties hineingepasst haben. Bei mir früher gab es mal eine Playmobilfigur, eine neue Schlumpf-Figur oder eine Musikkassette, neben den Süßigkeiten.
Ja, wir sollten generell wegkommen von diesem: Es muss groß sein, damit es auffällt, damit es gefällt. Es muss groß sein, damit es Spaß macht. Es muss groß sein, damit es wertgeschätzt ist.
Wir sollten dankbar sein, was war und ist. Doch die alten Muster und Traditionen sind fest in uns verstrickt, gar verwurzelt. Wir kommen nicht immer aus unserer Haut raus.
Und in diesem Bezug möchte ich nochmals auf die Anteile uns kommen, von denen ich letzte Woche sprach und die ein Teil von uns sind. Nennt sie Eigenschaften, Charaktere, Verhaltensweisen. Sachen, Dinge, Menschen, Situationen, auf die wir immer wieder anspringen. Ebenso besagte Trigger, wiederkehrende Muster, die uns ausmachen, bei denen wir nicht anders können.
Ein festes, immer wiederkehrendes Ritual. Wiederkehrende Muster, die uns immer wieder hineinreiten, straucheln und manchmal sogar wieder tief fallen lassen.
Ich möchte Bezug nehmen, auf die Anteile, die nicht so schönen, die eher negativen. Die immer wieder mal in Erscheinung treten, obwohl wir versuchen, sie klein zuhalten. Obwohl wir bewusst sind, dass wir sie nicht wollen. Die Vorbeischauen und uns ein kleines »Hi« zu hauchen oder uns plötzlich in einem schrillen »Hallo« anschreien.
Anteile in uns, die plötzlich einen gewaltigen Raum einnehmen und uns in ihrer Intensität die Luft nehmen können, Herzschlag pulsieren lassen und gleichsam lähmen können.
Anteile, von denen ich sinnbildlich erst die Tage so bewusst in diesem Zusammenhang mit Verhaltensmustern gehört habe, kamen von einem Feel Good Coach. (Ja, manchmal benötigen die Mutmacher auch Hilfe zur Selbsthilfe, wie meine liebe Freundin Katja es schön und eindringlich an mich formuliert hat:-))
Im selben Moment, als das Wort Anteile ausgesprochen wurde, kam bei mir das Bild dieser Matroschka-Puppen vors Auge. Ich hatte als Kind selbst so eine im Kinderzimmer stehen. Mitgebracht auf einer der vielen Auslandsreisen, die mein Dad in seiner Fliegerei unternommen hatte.
Die Anteile, die ich beispielhaft an der Matroschka-Puppe verbildlicht vor meinem inneren Auge gesehen habe, habe ich für mich dann so erklärt:
Wir sind die große Puppe, die äußerste. Und die kleinen Püppchen darin, ineinander verschachtelt, anteilig groß, sind auch wahrhaftig unsere verschiedenen Anteile.
Jedes dieser Püppchen hat einen anderen Größenanteil und so geht’s manchmal auch mit den Teilen in uns. Das können Liebe, Freude, Sehnsucht sein. Das können Schmerzen, Wut, Narben, Zweifel oder Ängste sein.
Jeder dieser Begriffe wird je nach Stimmungslage und Situationen, in denen wir uns befinden, in einer der verschiedenen Puppen hüpfen, habe ich mir so vorgestellt.
Sodass der Anteil mal größer und mal kleiner ist. Die Puppe, die der großen Äußeren am nächsten ist, ist der Anteil, den wir dabei am besten im Augen haben und balancieren sollten. Er macht einen großen Anteil in und aus. Weil er gleich nach uns nach unserer Hülle den größten Teil ausmacht.
Ein Freund sagte mir, vielleicht sollte man die Püppchen an und wann auch nebeneinander in Reihe und Glied aufstellen, denn dann hat man seine kleine Armee nebeneinander und kann bestärkt werden.
Wie oft sagt man beim Coaching oder einer Therapie, dass alle Schattenteilchen und auch alle Licht-/Sonnenteilchen gesehen werden möchten.
Insofern wünsche ich euch, dass jeder mal seine Matroschka-Puppe herausholt, zumindest ab und wann.
Sie auseinanderschraubt, die Püppchen nebeneinander stellt, sie begrüßt und dann vielleicht, selbst reflektierend oder wie ein guter Trainer auf dem Spielfeld, die Püppchen liebevoll mit einem neuen Begriff versieht, einer neuen Intention, einer neuen Aufgabe oder mit neuen Wünschen benennt.
Natürlich wäre es ein Traum, die Überzahl der Püppchen mit den Sonnen, – den Lichtteilchen zu füllen. Nicht einfach, wenn man schon ein paar Jahre und somit Erfahrungen hinter sich hat und besagte alte Verhaltensmuster und unvorteilhafte Rituale mit sich bringt.
Trotzdem eine schöne Herausforderung, immer und immer wieder.
Sodass wir, wenn wir doch mal wieder alle Püppchen unter uns haben, in einer Einheit, in einer Symbiose und als eins fungieren können. Gestärkt, sortiert und balanciert, ausgewogen quasi.
Wir haben immer wieder die Macht, uns neu aufzustellen und zu positionieren.
Ja, das erfordert Kraft und Mut, aber das ist es sowas von Wert!
Ihr Lieben: ich wünsche euch einen wunderschönen dritten Advent und eine besinnliche Zeit.
Herzlichst, Betzie
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