30. Juni 2024

WEGE EBNEN

Das haben wir gestern beim Einzug der Deutschen ins Viertelfinale live erlebt!

Es gibt viele Wege und Möglichkeiten, ins oder ans Ziel zu kommen.
Im Team, im Duett, als Einzelner.
Entweder links oder rechtsrum, geradeaus auf direktem Wege, quasi ab durch die Mitte. Taktisch bewusst im Zickzack querfeldein oder auf Umwegen, mit etwas Verspätung aufgrund plötzlicher, unerwarteter oder absichtlicher Hindernisse.

Dem Tor nahezukommen, kann allein schon irre Glücksgefühle auslösen. Dem Ziel nahezukommen und es dann doch kurz vor knapp noch zu vermasseln, kann lang anhaltende, unschöne und mit Traurigkeit gepaarte Erinnerungen erschaffen.
Nicht nur bei den Spielern, sondern bei einer ganzen Nation. 

Ein Traum kann platzen und zum Trauma werden.

Mut, Selbstverantwortung, Fokus, Konzentration, Teamgeist, Durchhaltevermögen, Kondition und ein Stehaufmännchen-Gen sind relativ gute Grundzutaten.
Nicht nur für den Fußball-Sport, sondern auch für das Leben im Allgemeinen.

Chapeau an mein wunderbares Kind, das diese Wochen seine Weichen für seine Wege gestellt hat: für seine Zukunft, seinen großen Traum. Ob er seinem Traum tatsächlich wahr machen möchte, ob er ihn erfüllen und ausfüllen will oder ob ein neuer, anderer Traum den aktuellen in den nächsten Jahren noch ersetzt, das sei ihm ganz allein überlassen. 

Ich bin einfach nur stolz und sein größter Fan!

Doch zu jedem Höhepunkt gehört ein bisschen Nervenkitzel und Pulsbeschleunigung und das Warten auf sein Ergebnis war ebenso spannend wie der aktuelle Fußball-Krimi.
Jetzt feiern wir gewissermaßen „schulisches“ Halbfinale und es ist noch ausreichend Zeit übrig, für die Vorbereitungen auf das End-Finale.

Diese Woche durfte ich auch erneut feststellen: Wenn zu viel Herz dabei ist, versagt der innere Navigator oder schlägt gar falsch aus.
Dann ist der Mix aus Kopfkino und Beschützerrolle einer Mutter übermächtig, sodass die inneren Fühler es schwer haben, klar zu sehen und im Urvertrauen zu bleiben.
Im Vertrauen, dass man als Elternteil neben hoffentlich guten Genen auch noch eine solide Weltansicht und Wertschätzung dem Leben an sich und gegenüber anderen weitergegeben hat.

Dann ist es Zeit zu verinnerlichen, dass man selbst weiterhin nicht ausgelernt hat und das eigene Kind plötzlich neben einem erwachsen wird.

Es seine eigenen Erfahrungen leben und er-leben muss, solche wie auch solche.

Meine Hauptrolle wird nun zu einer wichtigen Nebenrolle. Und ich kann indessen selbst nur noch wie in einem Kinofilm als Zuschauer zusehen, wie mein Kind sein eigenes Leben mit sich selbst in der eigenen Hauptrolle nebst eigenem Drehbuch weiterschreibt.

Die Weichen, die ich für ihn stellen konnte, habe ich hoffentlich sorgsam ausgesucht und sorgfältig gestellt, das vielfältige Streckennetzwerk solide angelegt.

Ich wünsche meinem Sohn das Allerbeste auf seinem persönlichen Lebensweg: Dass er stets zufrieden ist mit seinen Entscheidungen und immer stolz auf sich ist, auch wenn die eine oder andere im Nachhinein betrachtet, vielleicht auch mal nicht so prickelnd sein wird.

Dass er seine Entscheidungen mit Überzeugung, selbstbestimmt und ohne von der Angst geführt im absoluten Selbstvertrauen trifft und immer treffen darf.

Dass er in den Momenten der „Routenplanung seines Lebensweges“ gut abwägen kann, ob er sich für die Direktverbindung, einen Teilabschnitt oder auch einen bewusst unbekannten, ganz neuen Streckenabschnitt entscheidet. Egal in welche Richtung.

Wie wir alle aus Erfahrung wissen, lässt das Leben oft nicht den Freiraum, genau dies zu tun. 
Für einen vermeintlich falschen Teilabschnitt gäbe es auf jeden Fall Ausfahrten, Rastplätze oder auch die SOS-Nothalte-Bucht, wo jemand auf ihn wartet und auffängt. IMMER und IMMER WIEDER!

Stelle mir gerade die Modelleisenbahn meines Dads vor. (Für Kenner: es ist eine N-Spur.)

Verschiedene Streckennetze, Einbahnstraßen, Rundwege, eine große Auswahl an individuellen Alternativen. Unglaublich viele Weichen, vereinzelte Bahnhöfe, Berge, Natur, abwechslungsreiches Umfeld und Ausstiegsmöglichkeiten. Signale zum Weiterfahren und (Warn-)Signale zum Halten, zum Ausbremsen. Haus, Boot, Tiere, Auto, ein Zuhause.

Und immer wieder die Möglichkeit, innerhalb dieses kleinen Orbits zu rangieren und umzudisponieren.
Immer wieder die Möglichkeit zum Umkehren, zum Zurückkehren.

Zum Aussichts- oder Erlebnispunkt oder eben zum Heimatbahnhof, vielleicht noch einmal von vorn, zum Ausgangspunkt, vielleicht auch einfach ein paar Runden im Kreise drehen.

All dem Treiben dort sind vermeintlich keine Grenzen gesetzt. Ein kleines Miniaturwunderland mit Liebe zum Detail, das über die Jahre weiterentwickelt und nur gestoppt wurde, weil es eine räumliche Begrenzung des Zimmers gab. 

In unseren Köpfen und im wahren Leben sind es unsere Gedanken und Ängste, die uns Grenzen aufzeigen. Uns innehalten lassen oder oftmals regelrecht ausbremsen.

Diese Gedanken sind so mächtig, doch sie existieren nur in unserem Kopf! Und dort können sie so richtig viel Schaden anstellen und uns massiv begrenzen, stoppen und auch reduzieren, also kleinhalten.

Wie Sandkörner in einer Wüste kann ein winzig kleiner Gedankensamen zu einer ganzen Gedankenwüste im Kopf werden. Wie in einem Sandsturm können wir dann buchstäblich die Hand vor Augen nicht mehr sehen. Wir drohen sogar im schlimmsten Fall einzusacken, uns zu verlaufen oder zu ersticken. 

So vereinnahmend können Gedanken werden.

Umso schöner ist es, sich mutig, lebensfroh und neugierig Wege zu ebnen. Loszulaufen und festzustellen, dass es viele Wege zum Zielbahnhof gibt.

Dabei muss der Weg zum oder ins Ziel nicht die Direktverbindung sein.
Zwischenhalte können wichtig und lehrreich sein; Umwege bewusst oder unbewusst in Kauf zu nehmen, kann das Beste sein, was einem passiert.
Bewusst pausieren und innehalten an einem schönen Platz oder einfach spontan aussteigen, wenn das Bauchgefühl, das Herz, die Leidenschaft und die Liebe zum Leben das suggeriert. 

Ein ungeplanter Stopp, ein kompletter Zugausfall. Alles möglich.

Da gibt es Momente, in denen wir denken, dass der eigene Zug des Lebens mit all seinen Lieben entgleist oder zu entgleisen droht. Da gibt es Momente, da wechselt man das Abteil, weil einem die Wegbegleiter nicht gefallen und man mutig und selbstbestimmt aus der Situation herausgeht.
Da gibt es Momente, in denen man den kompletten Zug verlässt und auf einen neuen wartet oder sogar eine vollkommen andere Fortbewegungsalternative wählt.

Wenn man im Zug des Lebens ein schönes Abteil gefunden hat, steigen manchmal neue Menschen hinzu. Menschen, mit denen wir gerne unterwegs sind. Menschen, die Freunde fürs Leben werden, Menschen, die zu Mentoren werden. Menschen, an denen wir wachsen dürfen. Menschen, mit denen wir schöne und auch weniger schöne Kapitel bestreiten werden.

Auch Menschen, an die wir unser Herz verlieren. Manche Menschen steigen eines Tages, früher oder später, aus. Manchmal muss ein Waggon-Abteil auch abgekoppelt werden, das zum Ballast geworden ist, um leicht und frei wieder vorwärtszukommen.

Lasst uns stets mutig sein und nicht von unseren Ängsten lähmen.
Wir leben aufgrund unserer Ängste oft nur einen kleinen Teil von uns selbst aus.
Wenn wir Neues entdecken wollen, muss es gar nicht immer ein weiter Weg oder ein fernes Ziel sein. 

Das gilt auch insbesondere für uns Erwachsene.

Wir können immer wieder neu bei uns selbst anfangen!
Es ist schon toll, neue Seiten an sich selbst zu entdecken. Und kommt manchmal auch einer fantastischen, aufregenden Herausforderung gleich.

Einer Reise zu sich selbst.

In diesem Sinne, allzeit guuuute und sichere Fahrt.

Herzlichst, Betzie


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1 Comment

  • Ich bin begeistert. Schöner kann man nicht schreiben/ beschreiben. Wunderbar genial und so treffend.
    Ich liebe deinen Blog und freue mich schon auf den nächsten, bin sehr gespannt.
    DANKE

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